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Starke Partnerschaft mit Licht aber auch Schatten

Lateinamerika bleibt im Blickfeld der deutschen Wirtschaft. Wie die DIHK-Umfrage "Going International 2013" zeigt, steigt der Anteil der außenwirtschaftlich engagierten Unternehmen, die Geschäfte mit und in Lateinamerika machen, kontinuierlich an. 2012 waren dies fast ein Drittel - ein neuer Höchstwert. Darin spiegelt sich der wirtschaftliche Aufstieg der Region in den letzten Jahren wider. Dank des Rohstoffreichtums der Region und ambitionierten Wirtschaftsreformen konnten viele Staaten deutliche Wachstumsraten erzielen. Mit einer wachsenden Mittelschicht zum Beispiel in Brasilien und neuen Geschäftschancen wird die Region für deutsche Unternehmen immer interessanter. Neben den etablierten Märkten wie Argentinien, Brasilien und Chile sorgt die solide wirtschaftliche Entwicklung in Peru, Kolumbien und Ecuador für stärkeres Interesse und eine zunehmende Geschäftstätigkeit deutscher Betriebe in der Region. Dennoch sieht die deutsche Außenwirtschaft die Situation in Lateinamerika nicht durchgängig rosig: Protektionistische Tendenzen in Form von Marktzugangsbeschränkungen und Importverteuerungen sowie eine unstetige und marktkonträre Wirtschaftspolitik greifen in etlichen Ländern um sich. Die Einschätzungen der deutschen Unternehmen zu ihren Geschäftsperspektiven sind demzufolge in diesem Jahr gedämpft. Der Saldo aus "besser- und schlechter-Meldungen" bezogen auf die Geschäftserwartungen für die Gesamtregion liegt zwar noch über weltweiten Durchschnitt, er sinkt aber im Vergleich zum Vorjahr um deutliche acht Punkte auf nunmehr 27 Punkte. Vor diesem Hintergrund erwartet der DIHK ein Ausfuhrwachstum von knapp acht Prozent mit Südamerika (2012: 10,5 Prozent) - mithin noch doppelt so viel wie das Gesamtwachstum der deutschen Exporte, aber weniger als es dem Potenzial der Region entspricht. Getragen wird das Wachstum von den Geschäften in Ländern wie Mexiko, Kolumbien oder Peru und Chile. Gerade für Argentinien trüben sich die Erwartungen deutlich ein (Saldorückgang von 25 auf nunmehr zwölf Punkte). Grund hierfür sind die ausgeprägt protektionistische Wirtschaftspolitik und die infolgedessen nachlassende wirtschaftliche Entwicklung. Auch für Brasilien ist ein merklicher Rückgang der wirtschaftlichen Aussichten unter anderem auch durch die zunehmende Abschottung des Landes vor ausländischem Wettbewerb zu beobachten. Der Saldo, im Vorjahr noch bei enormen 46 Punkten, reduziert sich daher auf einen Wert von 34 Punkten. Gleichwohl sind die Unternehmen für ihre Aktivitäten in Brasilien optimistischer als im regionalen Durchschnitt. Aber nach mehreren Jahren mit starken Wachstumsraten schaltet die Wirtschaft am Zuckerhut zurück. Eine Vielzahl der Gründe ist dabei hausgemacht. So sind die Arbeitskosten deutlich gestiegen, während es an Fachkräften mangelt. Die Unternehmen sehen sich einer im regionalen Vergleich hohen Steuerbelastung gegenüber. Zudem gibt es für den Handel mehr Hürden. Mit einer offeneren Handelspolitik könnte eine weitere Dynamik entfaltet werden. Vorreiter in der Region sind die Freihandelsabkommen der EU mit den Andenstaaten Kolumbien und Peru wie auch mit den zentralamerikanischen Staaten Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama. Wie wichtig Fortschritte in Sachen Handelspolitik sind, zeigt die Einschätzung der Unternehmen zu Handelsbarrieren. Sind es über alle Regionen hinweg knapp 34 Prozent der Unternehmen, die über eine Zunahme von Barrieren berichten, sind es in Lateinamerika deutlich mehr. 49 Prozent der Exportunternehmen geben hier eine Verschlechterung in den letzten zwei Jahren an - der im Vergleich der Weltregionen höchste Wert. Eine solche Entwicklung macht die Geschäfte für beide Seiten schwer. Die Liste der Hürden ist dabei umfangreich. Sie reicht von Schwierigkeiten bei der Erteilung von Einfuhrlizenzen in Argentinien bis zu einer weitere Verschärfung bei der Anforderung nach Ausgleichzahlungen. Besonders schwer wiegt das neue Verfahren, nachdem alle Importe nach Argentinien vorab registriert und genehmigt werden müssen. Außerdem müssen Einfuhrlizenzen für hunderte von Waren einzeln beantragt werden, die zuvor automatisch erteilt wurden. Auch in Brasi-lien nehmen Marktabschottung und Diskriminierung von ausländischen Unternehmen zu. Unklarheiten bei den Zollvorschriften und ihrer Anwendung wirken sich aus. Mit Handelshemmnissen kann aber allenfalls ein kurzfristiger Schutz einzelner Branchen erzielt werden. Langfristig ist der Freihandel Voraussetzung und nicht Bedrohung für wirtschaftliches Wachstum - auch und gerade in Krisenzeiten. Gegen protektionistische Tendenzen müssen daher von allen Seiten konsequent vorgehen. Deutliche Signale gegen Handelshemmnisse - wie zuletzt von deutscher und europäischer Seite beim EU-Lateinamerika-Karibik-Gipfel im Januar - dürfen keine Einmal-Erscheinungen bleiben. Die deutschen Unternehmen sind in Lateinamerika traditionell auch mit Investitionen vor Ort engagiert. Mittlerweile hat der Bestand an Investitionen den Wert von 40 Mrd. Euro überschritten. Nachdem das Engagement mit Auslandsinvestitionen in Lateinamerika in den letzten Jahren nur den Weg des Ausbaus kannte, ist die Entwicklung 2013 vorerst gestoppt. Der Anteil der Betriebe, die Büros oder Produktionsstätten vor Ort planen, sinkt um einen Prozentpunkt auf nunmehr 23 Prozent, freilich bei wachsender Zahl von Unternehmen mit Auslandsinvestitionsplänen. Dabei ist auf dem Kontinent eine Zweiteilung festzustellen. Staaten mit restriktiver Handelspolitik wie Argentinien oder Bolivien versuchen durch Local-Content-Vorschriften Investitionen ins Land zu bekommen. Local-Content-Vorschriften zwingen Betriebe vielerorts, einen Mindestanteil der Wertschöpfung im Land zu erzielen, um höhere Steuern oder andere Belastungen zu vermeiden. Diese Strategie, um Investitionen ins Land zu leiten, ist allerdings kurzsichtig. Sie zwingt ausländische Unternehmen zu weniger effizienten Produktionsmethoden und -bedingungen an teureren Standorten. Der daraus entstehende Wettbewerbsnachteil macht die hergestellten Güter teurer und teilweise qualitativ schlechter. Das führt auch zu negativen Folgen für die einheimischen Verbraucher und Unternehmen. Dadurch wird ein Engagement ausländischer Investoren unattraktiver. Auf der anderen Seite stehen Staaten wie Mexiko, Chile, Kolumbien oder Peru, die ihre Wirtschaft angetrieben vom Rohstoffreichtum öffnen und internationalisieren. Der Wohlstand in den Ländern steigt. Diese Entwicklungen führen im Ergebnis dazu, dass sich die Art und Weise der Investitionen vor Ort wandelt. Das Motiv der Markterschließung durch Produktion nimmt mit 36 im Vergleich zu 30 Prozent im Vorjahr deutlich zu. Vertrieb und Kundendienst gehen hingegen von 61 auf 56 Prozent merklich zurück. Als Branchen sind insbesondere die Kraftfahrzeughersteller, die Metallerzeuger und die Chemische Industrie vor Ort aktiv. [Quelle: NewsInternational]